Die Möglichkeit, Krankheiten durch die Analyse von Stimmen zu erkennen, wurde während einer Diskussion zwischen Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Autor Sascha Lobo bei Markus Lanz erörtert. Die Sendung am 3. Mai hatte jedoch eigentlich das Thema künstliche Intelligenz.
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Krankheitserkennung per Stimmenanalyse: Was sagen Experten dazu?
Kürzlich diskutierten der Bundesarbeitsminister und ein Autor über die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz. Dabei wurde auch die Frage aufgeworfen, ob es möglich ist, Krankheiten durch Sprachanalyse zu erkennen.
Die Stimmfrequenzanalyse mittels smarter Algorithmen ist ein vielversprechender Ansatz zur Erkennung von Krankheiten. Durch die Analyse der Stimme können psychische Störungen, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen, Herzkrankheiten und sogar Corona diagnostiziert werden.
Eine offene Diskussion über die Verwendung von medizinischen Daten ist wichtig, um sicherzustellen, dass alle Interessen berücksichtigt werden. Es muss ein Gleichgewicht zwischen dem Potenzial für medizinische Fortschritte und dem Schutz der Privatsphäre gefunden werden.
Stimmanalyse als Diagnosewerkzeug: Eine vielversprechende Methode für die Zukunft
Sascha Lobo hat bei Markus Lanz ein wichtiges Instrument für die Analyse von Krankheiten vorgestellt: die Stimmfrequenzanalyse. Dabei werden die Tonhöhe, Rhythmen und andere tonale Merkmale der Stimme untersucht, um charakteristische Muster für spezifische Krankheiten zu finden. Diese Methode wird auch als Voice Recognition bezeichnet.
Die Ergo-Versicherung nutzt Voice Recognition, um eine Benchmark-Datenbank zu erstellen, die gesunde Stimmen mit den Merkmalen von erkrankten Personen vergleicht. Diese Methode ermöglicht es der Versicherung, bei einigen Krankheitsbildern eine Trefferquote von 90 % zu erzielen.
Die Erkennung von Krankheiten durch Stimmenanalyse setzt voraus, dass bestimmte phonetische Merkmale einzigartig für bestimmte Krankheiten sind. Zum Beispiel können Atemnot-Muster in der Stimme auf Herzkrankheiten hindeuten. Allerdings gibt es auch sehr tiefgehende Klangmuster, die bis zu 200.000 unterschiedliche Merkmale umfassen können, wie von dem Wirtschaftspsychologen Krajewski von der Universität Wuppertal beschrieben.
Die Auswertung der Stimme erfolgt mittels Algorithmen und Künstlicher Intelligenz, um Krankheitssymptome und individuelle Merkmale zu erkennen. Dabei werden Faktoren wie Rhythmus, Melodie, Pausen und Tonhöhe analysiert und Muster farblich hervorgehoben. Bekannte Programme in diesem Bereich sind Vocalis oder Deep Speech Pattern Analysis.
Das Ziel der Künstlichen Intelligenz liegt darin, eindeutige Stimmmuster in verschiedenen Krankheitsbildern aufzudecken und zu untersuchen. Hierfür werden geringe Tonfrequenzen genutzt, zum Beispiel die Aussprache des Vokals „A“ über einen Zeitraum von fünf Sekunden. Auch Mitschnitte von Telefonaten sind geeignet, um als Datengrundlage zu dienen.
Chancen und Herausforderungen der Stimmanalyse in der medizinischen Forschung
Die Stimmanalyse wird in der medizinischen Forschung als vielversprechende Technologie betrachtet, die zur Erkennung von kardiovaskulären Erkrankungen eingesetzt werden kann. Durch die Analyse der Stimme können spezifische Geräusche erkannt werden, die auf verengte Gefäße oder Erschöpfung hinweisen. Die frühe Erkennung dieser Symptome durch die Stimmanalyse kann dazu beitragen, Risikopatienten zu identifizieren und ihre Behandlung zu verbessern.
Künstliche Intelligenz kann bei der Identifizierung und Behandlung von psychischen Erkrankungen wie ADHS hilfreich sein. Zum Beispiel sprechen Betroffene oft lebhaft und unstrukturiert, was von Menschen als aufgeregt und anstrengend wahrgenommen werden kann. KI kann jedoch diese Art zu sprechen besser identifizieren und somit bessere Ergebnisse bei der Diagnose und Behandlung liefern.
Experten wie der Psychiater Michael Colla empfehlen, bei Depressionen nicht nur die Stimme, sondern auch den gesamten körperlichen Eindruck zu berücksichtigen, um eine genaue Diagnose zu stellen. Dennoch zeigt die Stimmanalyse, dass die Beurteilung der Tonalität der Stimme ein Indikator für psychische Erkrankungen sein kann.
Obwohl die Stimmanalyse ein vielversprechendes Instrument zur Diagnosestellung darstellt, sollten Fachleute darauf achten, sie nicht als alleiniges Instrument zu verwenden. Datenschutzexperten wie Martin Steiger haben auf die Möglichkeit von Fehldiagnosen hingewiesen, die durch den unabhängigen Einsatz von Stimmproben entstehen können. Es ist daher wichtig, die Verwendung der Stimmanalyse im Gesundheitswesen sorgfältig zu überwachen.
Missbrauchsfrei leben: Ratgeber und Hilfestellungen
Die Stimmanalyse ist eine faszinierende Technologie, die in der medizinischen Forschung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Dank Künstlicher Intelligenz können anhand von Sprachmustern wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden. Diese Methode eröffnet somit völlig neue Möglichkeiten in der Diagnostik und Therapie von Krankheiten.
Datenschützer und Kritiker wie Steiger und Lanz-Gast Sascha Lobo argumentieren, dass Stimmanalysen in der Arbeitswelt dazu führen könnten, dass Mitarbeiter aufgrund von vermuteten Gesundheitsrisiken diskriminiert werden. Arbeitgeber könnten Analysesoftware verwenden, um bestimmte medizinische Bedingungen oder Risikofaktoren zu identifizieren und Mitarbeiter auf dieser Basis zu beurteilen oder zu diskriminieren.
Die Politik sollte die Bedenken der Kritiker ernst nehmen und klare Grenzen für die Stimmanalyse festlegen, um den Schutz der Privatsphäre und der Patienten zu gewährleisten. Hierbei ist es wichtig, dass die Stimmanalyse verantwortungsvoll und unter Berücksichtigung möglicher Nebenwirkungen eingesetzt wird.